Fotovers-Andacht: „Denkt daran: Wer spärlich sät, wird nur wenig ernten. Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte“ (2. Korinther 9,6)

Es mag auf den ersten Blick vielleicht so aussehen, aber dieser Vers ist nicht von einem Bauern geschrieben. Es geht hier auch nicht darum, möglich viel Mais oder anderes Getreide ernten zu können. Für Paulus ist die Ernte vielmehr ein Sinnbild für das, was aus unseren Handlungen resultiert. Er ist davon überzeugt, dass das Prinzip der Saat und der Ernte auch auf unser Leben übertragen werden kann. Für mich stellt sich an diesem Punkt die Frage: Wie kommt man zu einer guten Ernte?

Die Grundvoraussetzung ist für Paulus, dass wir alles, was wir haben, von Gott geschenkt bekommen haben. Deshalb sollten wir uns nicht daran klammern. Stattdessen sollten wir alles, was wir an materiellen Dingen oder auch Fähigkeiten besitzen in seinen Dienst stellen. Auf diese Art und Weise kann er es vermehren und wachsen lassen. Im konkreten Fall ging es um eine Spende für die Gemeinde in Jerusalem. Paulus hofft auf die Großzügigkeit der Korinther. Die Christen, die in Jerusalem in Not waren, sollten auf diese Art und Weise finanziell unterstützt werden.

Die Möglichkeiten der Korinther oder auch die Not der Jerusalemer Gemeinde stehen hier natürlich kurz im Vordergrund. Doch sehr schnell kommt Paulus zu einer sehr viel allgemeineren und grundlegenderen Aussage: Für ihn ist diese Sammlung ein Sinnbild für etwas viel größeres. So bezeichnet er das, was die Korinther tun können, als „Liebesdienst“ (2. Korinther 9,1; GNB). „Eine Gabe des Dankes und nicht eine Gabe des Geizes“ (2. Kor. 9,5; GNB) soll diese Spende sein. Das Ziel dieser Aktion beschreibt Paulus so: „Dieser Liebesdienst soll ja nicht nur die Not der Gemeinde in Jerusalem lindern, sondern darüber hinaus viele Menschen zum Dank gegen Gott bewegen.“ (2. Kor. 9,12; GNB)

Es geht Paulus also nicht primär darum, aus humanitären Gründen zu helfen und sich dadurch gut zu fühlen. Das Entscheidende ist für ihn der Dank gegenüber Gott. Denn zum einen kann die Gemeinde in Korinth ihrem Dank gegenüber Gott durch diese Spende Ausdruck verleihen. Darüber hinaus wird ihre Spende dazu beitragen, dass auch die Jerusalemer Gemeinde Gott dankt und ihn anbetet. So können sie an dem umfassenden Plan teilhaben, den Gott für die Gemeinde in Jerusalem hat. Hierdurch wird deutlich: Die Ernte bezieht sich dabei nicht zwangsläufig auf materielle Dinge.
Aus diesem Vers ist nicht abzuleiten, dass sich finanzieller Einsatz immer lohnt und gespendetes Geld auf jeden Fall von Gott verzinst zurückgeben wird. Paulus hat das ganze Leben mit all seinen Facetten im Blick.

Das ist meines Erachtens auch die Schnittstelle zu unserem Leben heute: Natürlich geht es für uns heute nicht um eine Spende für die Gemeinde in Jerusalem – aber das Grundprinzip bleibt bestehen. Wir sind von Gott reich beschenkt und dürfen, ja sollen davon abgeben. Ob Geld, Zeit, Energie oder andere Ressourcen – man kann diesen Vers auf alle unsere Möglichkeiten übertragen. Voller Dankbarkeit dürfen wir das, was wir von Gott erhalten haben, weitergeben.

Wenn wir uns in diesem Zusammenhang vor Augen führen, dass wir das ewige Leben als größtes und unverdientes Geschenk von Gott erhalten haben, wird das zu einer Haltung der Dankbarkeit und der Demut führen. Darauf weist auch Jesus hin, wenn er sagt: »Ich versichere euch: Niemand bleibt unbelohnt, der irgendetwas aufgibt, um die Gute Nachricht verkünden zu können, dass Gott jetzt seine Herrschaft aufrichtet. Wer dafür etwas zurücklässt – Haus, Frau, Geschwister oder Eltern oder Kinder – wird schon in dieser Welt ein Vielfaches davon wiederbekommen und in der kommenden Welt das ewige Leben.« (LK 18,29-30; GNB) Dieses Wissen kann uns, unabhängig von unserer aktuellen Lebenssituation, dabei helfen, in Dankbarkeit vor Gott zu leben und mit all unseren Gaben großzügig zu sein.

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