Fotovers-Andacht: „Das Gesetz ist nachträglich hinzugekommen, damit die Macht der Sünde sich in Gesetzesübertretungen entfalten sollte. Wo aber die Sünde ihr volles Maß erreicht hatte, da wuchs die Gnade über alles Maß hinaus.“ (Römer 5,20)

Auf diesem Foto fällt mir der scharfe Kontrast zwischen dem Meer und dem Strand auf, die durch die helle Gischt eindeutig getrennt zu sein scheinen. Dadurch stehen sich die beiden Zonen klar gegenüber. Meer ist nicht Strand, und Strand ist nicht Meer.

Diese Gegenüberstellung kann man auch gut auf die beiden Bereiche übertragen, um die es in diesem Bibelvers geht: Sünde und Gnade. Auf Grund der Sünde kann kein Mensch aus eigener Kraft vor Gott gerecht werden. Mit dem Sündenfall und der damit verbundenen Rebellion gegen Gott wurde die enge Gemeinschaft, in der die Menschen mit Gott lebten, zerstört. Die Menschen haben sich damit von Gott losgesagt und wollten ihr Leben ohne Gott führen. Diese Herzenshaltung ist dabei das eigentliche Grundproblem und das, was die Bibel mit Sünde bezeichnet.

So entfernen wir uns selbst von Gott. Diese Abkehr der Geschöpfe von ihrem Schöpfer führt dann schließlich auch zu Verhaltensweisen, die den Gesetzen Gottes widersprechen. Alle Versuche der Menschen, diese Gemeinschaft wiederherzustellen, müssen scheitern. Auch wenn Menschen wie z.B. Noah sich danach ausgestreckt haben, diese Beziehung wieder ins Reine zu bringen und damit die zerbrochene Gemeinschaft zumindest zum Teil wiederherstellen konnten, greifen die Anstrengungen der Menschen immer zu kurz.

Das zeigt auch die Geschichte Israels: Der Wunsch, Gott „berechenbar“ zu machen und sich ihm so nähern zu können, zeigt sich auch im möglichst genauen Halten von Gesetzen und Geboten. Der Gedanke dahinter ist wohl: Wenn wir es schaffen, uns an diese Regeln zu halten, haben wir Gott im Griff. Dann „muss“ Gott zufrieden mit uns sein und wir haben ein Recht, uns ihm zu nähern.

Doch diese Rechnung geht nicht auf. Gott ist heilig und wir sind es nicht. Dieser krasse Gegensatz bleibt immer bestehen und lässt sich nicht wegdiskutieren. Denn auch wenn Gott seinem Volk Gebote und Gesetze gegeben hat, sind die Israeliten und auch wir Menschen im Allgemeinen nicht fähig, alle Gebote vollständig zu halten. Es ist und bleibt unmöglich.

So haben wir alle Strafe und Gericht verdient. Um uns diese Tatsache vor Augen zu führen, hat Gott in seinem Wort die verschiedenen Gesetze offenbart. Zwar regeln Gesetze wie zum Beispiel die Zehn Gebote das Zusammenleben. Doch wenn man sie vor dem Hintergrund der Verschärfung durch Jesus betrachtet (vgl. Mt 5,17-48), wird dadurch auch deutlich, dass wir alle immer wieder sündig werden.

Es ist für uns Menschen schlicht nicht möglich, vor Gott zu bestehen, indem wir die Gesetze halten. So hat sich „die Macht der Sünde in Gesetzesübertretungen entfaltet.“ Eine äußerst ernüchternde und niederschmetternde Botschaft! Denn, wenn wir diese Aussagen der Bibel ernst nehmen, scheinen wir auf ewig von Gott getrennt bleiben zu müssen.

Aber waren die Gebote und Gesetze dann nur dazu da, uns unsere Unfähigkeit vor Augen zu führen? Wenn die Einhaltung der Gebote ohnehin nicht möglich ist – warum braucht es sie dann überhaupt? Ist es dann nicht einfach nur deprimierend, sein Scheitern immer wieder vor Augen geführt zu bekommen?

Ich glaube nicht, dass es Gottes Absicht ist, uns bei dieser Erkenntnis stehen zu lassen. Wie für einen Arzt zunächst eine genaue Diagnose notwendig ist, um heilen zu können, so betrachtet auch Gott das Leben seiner Kinder hier sehr schonungslos und legt den Finger auf den wunden Punkt.

Doch dann stellt Paulus dem Verhalten der Menschen die unbegreiflich große Gnade Gottes gegenüber. Genau dort, wo das sündhafte Verhalten der Menschen offensichtlich wird, ist die Gnade Gottes besonders sichtbar. Und Paulus sieht die Gnade Gottes „über alles Maß größer“ als unsere Sünde. Die Gnade hebt die Sünde nicht nur knapp auf – sie hat eine ganz andere, größere Qualität und lässt sich in ihrer Reichweite mit der Sünde überhaupt nicht vergleichen.

So erklärt er im Blick auf Adam und Christus: „Doch die rettende Gnade ist nicht einfach das Gegenstück der begangenen Sünde. Die Verfehlung des einen Menschen hat allen übrigen den Tod gebracht. Das wird mehr als aufgewogen durch die Gnade Gottes und das Geschenk, das allen durch die Liebestat des einen Menschen Jesus Christus zuteil wird. Dieses Gnadengeschenk und das Gericht über die Schuld des einen sind überhaupt nicht vergleichbar. Das Gericht hat es mit der Verfehlung eines Einzigen zu tun und führt zur Verurteilung. Die Gnade hat es mit einer Unzahl von Verfehlungen zu tun und führt zur Gerechtsprechung.“ (Röm. 5,15-16; GNB)

Gott diagnostiziert das Problem also nicht nur – er hat gleichzeitig die Möglichkeit, uns gesund zu machen und die zerstörte Beziehung zwischen Gott und uns wieder zu heilen. Weil wir aus eigener Kraft nicht gerecht werden können, spricht Gott uns gerecht und bezahlt für unsere Schuld. Denn durch Jesus können wir gerecht vor Gott stehen. Das ist Gnade!

Mich persönlich bringen diese Verse immer wieder zum Staunen. Wenn ich mir vor Augen führe, wie sehr Gott mich und jeden anderen Menschen liebt, und wie viel ihm daran liegt, mit uns in Beziehung zu treten, kann ich ihn nur ehrfürchtig und dankbar anbeten und ihm die Ehre geben.

Dieses Bewusstsein führt dann auch dazu, dass ich diese Nachricht nicht nur für mich behalten will. Denn die Tatsache, dass Gottes Gnade weit mächtiger ist als unsere Sünde, soll möglichst überall bekannt werden und so viele Menschen wie möglich erreichen.

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