Wenn man den zweiten Korintherbrief liest, spürt man, dass die Stimmung zwischen Paulus und den Korinthern sehr angespannt war. Die Korinther unterstellten Paulus, dass er nur aus der Ferne entschieden und überzeugt auftreten würde und waren enttäuscht von ihm.
Doch man spürt auch, dass Paulus die Gemeinde in Korinth sehr am Herzen liegt. Er wirbt um Verständnis und versucht, ihnen sein Verhalten transparent zu machen. Er legt noch einmal dar, was ihn bewegt: Die Liebe Christi! Er malt den Korinthern vor Augen, wie wichtig diese Liebe ist und wie entscheidend das Leiden und Sterben Jesu ist. Dies wird durch den Schatten der Dornenkrone symbolisiert, der auf dem Foto zu sehen ist. Die Bedeutung des Leidens und des Todes Jesu ist für Paulus so zentral, dass sie hell aufleuchten soll. Das ist auf dem Foto durch den helleren Hintergrund angedeutet. Dadurch strahlt das Foto Hoffnung aus – trotz der Dornenkrone, die das Leiden Jesu symbolisiert.
Doch zurück zum Bibelvers: Die Liebe Christi ist für Paulus das alles Entscheidende. Das soll auch sein Verhalten zeigen: Alles, was er tut, soll dazu beitragen, dass die Liebe Christi weitergegeben wird. Darum führt er in diesem Kapitel noch einmal aus, was der Tod Christi bedeutet. Er macht deutlich, dass das Erlösungswerk Christi ein für alle Mal und für alle Menschen gilt.
Paulus sieht sich als Botschafter. Er möchte der Gemeinde in Korinth das Angebot Christi unterbreiten und darum werben, dass diese Möglichkeit zur Versöhnung auch angenommen wird. Denn Christus hat die Vollmacht, durch seinen Tod endgültig und für alle Menschen Frieden zu schließen. Deswegen gilt dieses Angebot auch nicht nur den Korinthern, sondern allen Menschen. Niemand ist davon ausgeschlossen.
Im Anschluss geht Paulus auch darauf ein, was das für die Korinther konkret bedeutet: Sie sollen nicht mehr nur auf ihr eigenes Wohl bedacht sein. Egoismus und rücksichtsloses Verhalten passen nicht zu dem, was sie immer mehr erkennen und begreifen sollen: Die Liebe Christi. Ich denke, dass genau das im zweiten Teil dieses Verses anklingt. Nachdem sie ihr Leben allein Christus verdanken, gehören sie sozusagen nicht mehr sich selbst. Christus hat das Recht, das von ihm erkaufte Leben zu gestalten, wie er möchte.
Das Gleiche gilt auch für uns. Auch wir sind wie die Gemeinde in Korinth aufgerufen, nicht mehr für uns selbst zu leben, sondern für den, der gestorben und auferweckt worden ist – Jesus Christus. Wie das dann konkret aussehen kann, ist für jeden unterschiedlich. Doch die Grundparameter sind immer dieselben: Nachdem aus dem Handeln Gottes niemand ausgeschlossen ist, sollen wir jedem Menschen mit Achtung und Wertschätzung begegnen. Es spielt keine Rolle mehr, aus welchem Hintergrund man kommt, welche soziale Stellung man hat oder ob mir jemand sympathisch ist. Wir sollen selbst Botschafter werden und die Nachricht von Tod und Auferstehung weitergeben.
Diese Erkenntnis stellt das gesamte Leben auf den Kopf und ist so grundlegend, dass Paulus ein sehr drastisches Bild dafür verwendet. Er spricht von einer Neuschöpfung: „Wenn also jemand mit Christus verbunden ist, ist er eine neue Schöpfung: Was er früher war, ist vergangen, etwas Neues ist entstanden.“ (2. Kor. 5,17, NeÜ) Genau das hat der Tod und die Auferstehung Jesu bewirkt.
Nicht nur die Korinther taten damals gut daran, diese Wahrheit zu verstehen und das Leben danach auszurichten. Auch ich bin immer noch dabei, dieses Geschenk Gottes auszupacken. Ich möchte nicht mehr für mich selbst leben, sondern Jesus immer mehr die Kontrolle über mein Leben überlassen.