Fotovers-Andacht: „Hat jemals ein Mensch die Gedanken des Herrn ergründet? Ist je einer sein Berater gewesen?“ (Römer 11,34)

Aus diesem Vers spricht Erstaunen, ja fast Bewunderung: So groß, so unbegreiflich ist Gott! Niemand kann sagen: Jetzt verstehe ich alles, was Gott tut und ich habe auch begriffen, wie er ist! So etwas zu behaupten wäre absolut vermessen und würde nicht der Realität entsprechen.

Wer sich mit Gott auseinandersetzt, muss irgendwann einsehen, dass Gott eben nicht in irgendwelche Muster passt und nicht auf unsere Vorstellungen von ihm festgelegt ist. Es gibt beispielsweise so manchen Schicksalsschlag, den ich nicht nachvollziehen kann.

Im vorliegenden Text geht es Paulus aber vor allem um den Weg, den Gott mit Israel gewählt hat. Gerade das Handeln Gottes an Israel beschäftigt Paulus zuvor über mehrere Kapitel. Er verzweifelt fast daran, dass Gottes Weg hier so unbegreiflich, so unverständlich ist. Er versucht, eine Erklärung dafür zu finden. Doch das Handeln Gottes ist aus menschlicher Sicht nicht nachvollziehbar.

Sobald man versucht, Gott einzugrenzen, stellt man fest, dass er sich eben nicht greifen lässt – genauso wenig wie das Wasser auf dem Bild. Und dann? Hat man dann einfach gar nichts mehr in der Hand und muss darauf vertrauen, dass Gott schon wissen wird, was er tut? Das klingt zunächst sehr schicksalsergeben. Und trotzdem bin ich davon überzeugt, dass das genau der Weg ist, um Gott zu erleben. Er hat einen Plan sowohl für mich als auch für die ganze Menschheit. Auch wenn ich ihn nicht verstehen kann, darf ich darauf vertrauen, dass er alles in seiner Hand hat. Und je mehr ich erkenne, wie unbegreiflich Gott ist, desto mehr wächst meine Bewunderung und auch meine Bereitschaft, alles in seine Hände zu legen.

Ja, es stimmt: Ich kann Gott nicht verstehen. Wir sollten akzeptieren, dass wir Geschöpfe sind – und Gott uns als Schöpfer niemals Rechenschaft schuldig ist. So wie es Paulus auch mit dem Bild in Kapitel 9 in den Versen 20 bis 23 schreibt: Als Gefäß, dass von einem Töpfer geformt wurde, haben wir nicht das Recht aufzubegehren und von unserem Schöpfer eine Erklärung zu verlangen.

In Jesus hat Gott sich als Mensch gezeigt und dadurch etwas begreifbarer gemacht, was ihm wichtig ist. Und dennoch bleibt Gott im Ganzen unbegreiflich. Trotzdem kann ich vertrauensvoll, wie ein kleines Kind zu seinem Vater, mit allen Belangen zu Gott kommen. Ein kleines Kind kann nicht verstehen, warum gewisse Dinge erlaubt sind – und andere nicht. Doch die Grundlage dieser Beziehung ist die Liebe der Eltern zu ihrem Kind. Wenn diese Basis klar ist, dann kann ein Kind die Entscheidungen der Eltern akzeptieren, ohne sie mit dem Verstand nachvollziehen zu können. Dann kann ein Kind sich sicher, behütet und geborgen fühlen – obwohl es längst nicht alles begreift.

Genau das ist mein Wunsch für meine Beziehung zu Gott: Ich möchte gar nicht alles verstehen. Aber ich wünsche mir eine Beziehung, die so von Vertrauen geprägt ist, dass ich die Dinge, die ich nicht verstehen kann, getrost bei Gott abgeben kann. Denn dort sind sie gut aufgehoben.

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