Fotovers-Andacht: „Meine Seele wartet auf den Herrn mehr als die Wächter auf den Morgen.“ (Psalm 130,6)

In diesem Vers geht es um Nachtwächter. Die kommen heutzutage zwar nur noch vereinzelt vor – aber sie waren früher dafür zuständig, für die Sicherheit der Stadt zu sorgen und z.B. bei Feuer o.ä. Alarm zu schlagen. Auch im Kriegsfall gab es Nachtwächter. Sie sollten das Heer warnen, wenn feindliche Truppen angreifen wollten.

Auch wenn Nachtwächter zu der Zeit, als der Psalm geschrieben wurde, häufiger anzutreffen waren als heute, wird klar: Diese Aufgabe war gefährlich und gleichzeitig teilweise sehr langatmig. Da kann einem so eine Nacht extrem lang vorkommen. Gerade, wenn es sehr kalt und ungemütlich ist, sehnt man sich nach Wärme und hofft auf das Licht des neuen Tages. Denn dann wird es wieder hell und warm, die Gefahr ist vorüber, Sicherheit kehrt ein und die Orientierung fällt wieder leichter.

Genau darauf hofft auch David in diesem Psalm. Er rechnet damit, dass Gott machtvoll eingreift, und sich die Dinge damit zum Besseren wenden. David sehnt sich nach einem Wort Gottes, das ihn ermutigen kann und in seine Situation spricht. Er hofft darauf, dass diese trost- und hoffnungslose Phase des Schweigens Gottes endlich zu Ende geht. Ähnlich, wie man auf dem Foto schon das Ende der Nacht erahnen kann und damit die Nachtwache schon fast zu Ende ist. Doch David ist auch klar, dass er und sein Volk Vergebung brauchen. So hofft er auf Gnade und Erlösung und damit direkten Zugang zu Gott.

Die Sehnsucht, die sich in diesem Psalm ausdrückt, beeindruckt mich. Auch wenn David die Geburt Jesu noch nicht vor Augen haben konnte, drückt sich darin schon eine Hoffnung aus, die schließlich mit Jesus vollständig erfüllt werden konnte. Denn mit Jesus, dem fleischgewordenen „Wort Gottes“ hat Gott sein Schweigen endgültig gebrochen.

Außerdem spricht Gott auch heute noch konkret in unsere Situation und weiß um unsere Schwierigkeiten und Nöte. Deshalb dürfen wir damit rechnen, dass Gott handeln wird, und wir dürfen gespannt sein, wie Gott unseren Alltag verändern wird. Das kann vielleicht anders aussehen, als wir es uns vorstellen und es kann auch sein, dass wir darauf warten müssen. Das ändert aber nichts daran, dass Gott uns im Blick hat und ganz genau weiß, was wir brauchen.

Deshalb dürfen wir sehnsüchtig auf ihn warten. So wie der Wächter darauf wartet, dass ein neuer Morgen heraufzieht, dürfen wir auf ein Wort Gottes hoffen und uns danach ausstrecken. Vielleicht auch an diesem heutigen Tag ganz neu und bewusst.

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