Fotovers-Andacht: „Übrigens meine ich, dass die Leiden der jetzigen Zeit im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns sichtbar werden wird, überhaupt nicht ins Gewicht fallen.“ (Römer 8,18)

Der Römerbrief ist sehr tiefgründig und voller hochtheologischer Aussagen. Da ist dieser Vers nur einer unter vielen. Etliches von dem, was Paulus hier schreibt, muss ich immer wieder für mich „durchbuchstabieren“, um es auch nur ansatzweise begreifen zu können. Neben den vielen anderen Aussagen gehört dieser Vers mit Sicherheit dazu. Manchmal frage ich mich: Woher nimmt Paulus die Sicherheit, das so schreiben zu können? Kann man das überhaupt so sagen? Wenn man dann erstmal in einer richtig schwierigen Situation ist – wie soll man da solche Aussagen glauben?

In einer Zeit, die so dunkel erscheint wie die Nacht auf dem Foto – woher soll man da die Kraft nehmen, an etwas Positives zu glauben? Auf dem Bild stellt der Engel einen deutlichen Kontrast zu der trostlosen Nacht dar. Hell bestrahlt sieht es fast so aus, als wollte er sich der Dunkelheit entgegen stemmen. Er ist so etwas wie ein Lichtblick oder auch ein Ankerpunkt, an dem man sich festhalten kann. Gleichzeitig erinnert dieser Engel an Gott, der selbst in der tiefsten Dunkelheit anwesend ist. So kann auch Paulus sein Leiden hier mit dem ewigen Leben, das bei Gott auf ihn wartet, ins Verhältnis setzen. Er leugnet und beschönigt nichts – aber er setzt alles in Beziehung zur Ewigkeit. Das ist kein billiger Trost nach dem Motto: „Das ist doch alles nicht so schlimm! Im Himmel wird´s besser!“ Paulus versteht es, beides ernst zu nehmen.

Wenn man den Römerbrief liest und sich ein bisschen mit dem Leben des Paulus beschäftigt, stellt man schnell fest: Er weiß tatsächlich, wovon er spricht! Immer wieder war er wegen seines Glaubens eingesperrt, wurde gefoltert, es wurden Mordanschläge auf ihn verübt, er musste fliehen, schließlich erlitt er Schiffbruch usw. Ein sehr unbequemes und gefährliches Leben, das nicht selten von Entbehrung und Leid begleitet wurde. Allerdings hat genau dieser Paulus auch den Blick für die Herrlichkeit, die wir eines Tages erleben können. Es scheint sogar so, als ob diese ewige Perspektive immer konkreter wird, je mehr Paulus leiden muss. Hier sollte man natürlich keine falschen Schlüsse ziehen. Das soll kein Ansporn sein, absichtlich Leid herbeizuführen, damit das Bewusstsein für die Ewigkeit bei Gott umso deutlicher werden kann. Es ist eher anders herum: Wenn Gott es mir zumutet oder zutraut, für ihn zu leiden, lässt er mich damit nicht allein. Dann schenkt er ein umso tieferes Verständnis seiner Herrlichkeit, damit wir die Kraft bekommen, auch schwierige Zeiten durchzustehen.

Zu dieser Andacht passen folgende Artikel