Fotovers-Andacht: „Der Tag gehört dir und auch die Nacht, Sonne und Mond hast du an ihren Platz gestellt.“ (Psalm 74,16)

Aus diesen Versen spricht eine gewisse Gelassenheit und ein großes Vertrauen, dass Gott alles in seiner Hand hält. Tag, Nacht, Sonne und Mond – all das gehört Gott und er hat all diesen Dingen ihren Platz zugewiesen. Nichts entgleitet seiner Kontrolle. Welch ein Trost!

Aber Asaf, der Schreiber dieses Psalms, muss sich das wieder neu bewusstmachen. Denn im Rest des Psalms wird deutlich: Israel war von Feinden umzingelt, die das Land verwüsteten, die nicht nach Gott fragten und sogar den Tempel niedergerissen und verbrannt hatten. Damit hatten sie auch Gott selbst verhöhnt. Doch er schien dazu zu schweigen! Er bestrafte die Feinde nicht sofort und sichtbar, so wie Asaf das vielleicht erwartet hätte. Er ließ es einfach geschehen! Das passte gar nicht in das damalige Gottesbild!

Damals wie heute lassen wir uns leicht verunsichern, wenn irgendetwas passiert, das wir mit unserer Gottesvorstellung nicht erklären können. Wie leicht gerät unser Glaube dann ist Wanken! Denn oft zweifeln wir zunächst nicht an unserer Gottesvorstellung, sondern an Gott selbst. Wir versuchen, Gott in ein Schema zu pressen, damit wir eine möglichst konkrete Vorstellung von ihm haben und ihn in eine Schublade einordnen können. So wie die Sonne auf dem Foto genau ihren Platz im Fenster des Jägerstandes zu haben scheint. Doch schon nach kurzer Zeit wird deutlich: Sie lässt sich darin nicht einsperren. So ist auch Gott immer wieder größer und passt eben in keine Schublade. Wenn das passiert, geraten wir mit unseren Erklärungen häufig ins Schlingern.

Dann stellt sich die Frage, wie wir damit umgehen. Lassen wir unsere Gottesvorstellungen korrigieren? Oder fangen wir an, Gott selbst in Frage zu stellen? Nach dem Motto: Wenn es Gott wirklich gäbe, dann dürfte ich nicht schwer krank werden, dann müsste ich Karriere machen, dann sollte ich privat und beruflich erfolgreicher sein…. Meine Meinung dazu: Wir können viel von Asaf lernen. In seinem Psalm nimmt er kein Blatt vor den Mund und schildert Gott ganz ehrlich, wie es ihm gerade geht und was er sich wünschen würde. Doch dann gelingt es ihm, auf Gott zu sehen. Mitten in seiner Schilderung der desaströsen Situation hält er inne und macht sich bewusst, dass Gott trotzdem alles in seiner Hand hält: Tag, Nacht, Sonne, Mond – und das Leben der Menschen, die an ihrer Situation zu verzweifeln drohen. Das Vorbild Asafs hilft mir, auch in dunklen Zeiten mit Gott im Gespräch zu bleiben. Genau dann, wenn es schwierig wird, kann ich Gott ehrlich sagen, wie es mir im Moment geht und vielleicht gerade dadurch den Blick für Gottes Größe und Allmacht freizubekommen. So kann wieder Hoffnung aufkeimen, die uns hilft, schwierige Zeiten zu überstehen und auf Gott zu vertrauen.

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