Fotovers-Andacht: „Ich aber setze mein Vertrauen auf dich, meinen Herrn; dir nahe zu sein ist mein ganzes Glück. Ich will weitersagen, was du getan hast.“ (Psalm 73,28)

Aus diesem Vers spricht Vertrauen und Gelassenheit. Doch wenn man diesen Psalm im Ganzen liest, stellt man fest, dass vor dieser Gelassenheit ein harter Kampf stand.

Der Dichter Asaf ist sehr ehrlich mit Gott und bringt in diesem Psalm zum Ausdruck, was ihm auf der Seele brennt: Gott scheint aus seiner Sicht ungerecht zu sein. Denn warum geht es den Menschen, die sich an die Gebote Gottes halten, so schlecht? Und warum geht es den Menschen, die sich nicht an die Gebote halten und ihn sogar lästern, so gut? Warum scheint es Gott nicht zu kümmern? Wieso bestraft er sie nicht? Warum können diese Menschen so erfolgreich sein?

Diese Fragen nagen an ihm und er scheint daran fast zu zerbrechen. So schreibt er in Vers 2: „Doch beinahe wäre ich irregeworden, ich wäre um ein Haar zu Fall gekommen.“ (GNB) Den Wendepunkt in dieser Zerreißprobe beschreibt Vers 17: „Doch dann kam ich in dein Heiligtum. Da erkannte ich, wie es mit ihnen ausgeht.“ (GNB) Niemand als Gott selbst kann also auf die genannten Fragen eine befriedigende Antwort geben. In der Gegenwart Gottes stellt Asaf dann fest, dass es für ihn keine Alternative gibt: Gott nahe zu sein, ist sein ganzes Glück.

Und er erkennt auch, wie kurzsichtig er den vermeintlichen Erfolg der anderen Menschen beurteilt hat. Es mag sein, dass ihr Leben glücklich aussieht und sie mit ihrer Strategie durchzukommen scheinen. Allerdings nur solange, bis Gott sich ihnen entgegenstellt. Spätestens nach ihrem Tod wird ihr Leben aus der Perspektive Gottes beleuchtet. Und da kommt es dann nicht mehr darauf an, wie erfolgreich sie waren – sondern was Gott zu ihrem Leben sagen wird. Nur dieses Urteil zählt!

Dieser Gedanke hilft ihm, sein verlorenes Vertrauen wiederzufinden. Darum kann er in den Versen 25 und 26 schreiben: „Wer im Himmel könnte mir helfen, wenn nicht du? Was soll ich mir noch wünschen auf der Erde? Ich habe doch dich! Auch wenn ich Leib und Leben verliere, du, Gott, hältst mich; du bleibst mir für immer!“ (GNB)

Mich ermutigt dieser Psalm, ehrlich mit Gott zu sein. Das ist die erste und für mich wichtigste Erkenntnis, die ich aus diesem Gebet ziehe. Denn genauso, wie Asaf es in diesem Psalm tut, darf ich mit allem, was mir unverständlich ist, zu Gott kommen. Asaf achtet dabei auch nicht groß auf seine Wortwahl und er ist in diesem Psalm auch wenig diplomatisch. Ohne Umschweife bringt er seine Verzweiflung und sein Unverständnis vor Gott.

Aber – und das ist der zweite Punkt: Er bringt es vor Gott. Er hört nicht auf zu beten, obwohl er gewisse Dinge nicht versteht. Er wendet sich nicht von Gott ab, sondern sucht seine Gegenwart. Dort bekommt er dann genau die Antworten, die ihn weiter bringen.

Und der dritte Punkt: Die Antworten, die er erhalten hat, möchte er weitergeben. Er will mit seinem Leben dazu einladen, sich Gott anzuvertrauen und sich auf ihn zu verlassen. Weil er erkannt hat, dass er trotz aller Zweifel genau das Richtige getan hat, möchte er anderen auf diesem Weg helfen und sie weiterbringen. Genauso kann auch ich – nicht ohne Zweifel, sondern trotz aller Zweifel – andere auf ihrem Glaubensweg begleiten.

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