Fotovers-Andacht: „Jerusalem, Jerusalem du tötest die Propheten und steinigst die Boten, die Gott zu dir schickt. Wie oft wollte ich deine Bewohner um mich scharen, wie eine Henne ihre Küken unter die Flügel nimmt! Aber ihr habt nicht gewollt.“ (Matthäus 23,37 und Lukas 13,34)

Dieser Vergleich ist für mich sehr eindrücklich: So wie eine Henne sich um ihre Küken sorgt und sie bei Gefahr sofort unter ihre Flügel nimmt, so möchte Gott auch für seine Kinder da sein und sie vor drohenden Gefahren beschützen. Die Küken, die hier auf dem Foto zu sehen sind, bleiben auch ganz nah bei der Henne, damit sie sich bei Gefahr blitzschnell unter ihren Flügeln bergen können.

Das ist ein sehr bildgewaltiger Vergleich für die selbstlose Liebe, die Jesus für uns hat. Denn man spürt in diesem Vers auch den Schmerz Jesu, der weiß, was in Jerusalem auf ihn zukommen wird. Er ist bereit, diesen Weg zu gehen – obwohl er weiß, was das für ihn bedeuten wird: Ablehnung und Verachtung, Schmerz und letztendlich den qualvollen Tod am Kreuz.

Doch er nimmt das alles in Kauf um uns, „seine Küken“, zu schützen und zu bewahren. Der Gedanke ist so wichtig, dass sowohl Matthäus als auch Lukas diesen Vers in ihrem Evangelium festgehalten haben. Und es kann einem doch tatsächlich nichts Besseres passieren! Wenn Gott uns unter seine Flügel nimmt – was kann da noch schief gehen?

Doch das Tragische ist: Viele Menschen haben entschieden, dass sie den Schutz Gottes nicht wollen. Immer wieder hat Gott deshalb Propheten geschickt, die sein Volk vom Gegenteil überzeugen sollten – doch viele haben nicht auf sie gehört. Etliche Boten Gottes wurden sogar gesteinigt und getötet. Und auch als Gott seinen eigenen Sohn auf die Erde schickte, blieb dieser vor den Anfeindungen nicht verschont, sondern ging den Weg ans Kreuz.

Denn das, was Jesus und die Propheten zu sagen hatten, war zumindest bei Teilen der Bevölkerung nicht gerne gehört. Schließlich müsste man sich dafür eingestehen, dass man eben nicht alles im Griff hat und auf den Schutz Gottes angewiesen ist. Eine unerhörte Behauptung, die am eigenen Stolz kratzt!

Das ist eine Schwierigkeit, die heute nach wie vor besteht: Gott möchte an unserer Seite sein und uns auf unserem Lebensweg begleiten – dafür müssen wir uns aber eingestehen, dass wir seine Hilfe brauchen. Solange wir krampfhaft versuchen, alles selbst im Griff zu behalten, können wir dieses Angebot Gottes nicht annehmen. Erst wenn wir erkennen, dass wir auf die Hilfe Gottes angewiesen sind, werden wir die Geborgenheit erleben, von der Jesus in diesem Vers spricht.

Denn Gott zwingt sich niemals auf. Er akzeptiert es, wenn Menschen sein Angebot ausschlagen. Sein Wunsch sind schließlich Menschen, die freiwillig, ohne jeden Zwang und aus Liebe bei ihm bleiben und seinen Schutz suchen. Gott hat so viel Gutes im Sinn – aber die Menschen, die er geschaffen hat, erkennen das häufig nicht und beschließen, eigene Wege zu gehen. Jesus bietet uns den Platz unter seinen Flügeln an – aber wir neigen dazu, ihn wegzustoßen und ohne ihn loszulaufen. Die mitunter schmerzhaften Erfahrungen bleiben dabei natürlich nicht aus.

So kann mich dieser Vers daran erinnern, zu Gott zurück zu kommen, wenn ich wieder eigene Wege gegangen bin. Durch Jesu Tod und Auferstehung ist Vergebung möglich – der Platz unter seinen Flügeln ist immer frei. So sicher, geborgen und beschützt wie hier, können wir nirgendwo sonst sein.

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