Das Kind auf diesem Foto schaut gebannt durch ein Fenster. Es sieht wohl etwas Schönes und Faszinierendes, von dem es sich nicht losreißen kann. Es ist aber nur Zuschauer und nicht aktiv am Geschehen beteiligt. Durch die verkratzte Scheibe kann das Kind nur einen ungefähren Eindruck von dem bekommen, was in diesem Raum vor sich geht. Doch man hat das Gefühl, dass das Kind gerne mit im Raum wäre. Das orangefarbene Licht in diesem Raum strahlt ja auch Wärme und Geborgenheit aus.
Ähnlich geht es mir auch oft in Bezug auf Jesus. Er hat etwas Faszinierendes und Anziehendes – aber so richtig begreifen kann ich ihn nicht. Alle meine Versuche, ihn irgendwie in meine kleine Gedankenwelt einzupassen, sind von Vornherein zum Scheitern verurteilt. Wie könnte auch je ein Mensch Gott vollständig verstehen? So habe auch ich zugegebenermaßen manchmal das Gefühl, außen zu stehen und nur durch eine ziemlich verkratzte Scheibe die Wahrheit ansatzweise zu erkennen. Trotzdem möchte ich immer mehr von ihm begreifen und verstehen.
Vielleicht ging es den Empfängern des Kolosser-Briefes genauso. Jedenfalls spornt Paulus sie geradezu an, in der wahren Erkenntnis zu wachsen. Er motiviert sie dazu, immer mehr von Jesus zu erkennen. So schreibt Paulus in Kolosser 2,2: „Ich möchte, dass sie alle Mut bekommen und in Liebe zusammenhalten und dass sie zur ganzen reichen Fülle des Verstehens gelangen und Gottes Geheimnis begreifen, nämlich Christus.“ (GNB)
Paulus ermutigt die Gemeinde, sich nicht verunsichern und klein machen zu lassen. Er bestätigt, dass sie auf dem richtigen Weg sind. Denn in Jesus sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen. Nichts und niemand kommt ihm jemals gleich! Statt großartig vor Irrlehrern zu warnen, die es wohl durchaus gegeben hat, richtet Paulus den Blick auf Jesus. Fast überschwänglich malt er den Kolossern vor Augen, wie groß und faszinierend Christus ist. Man spürt in diesem Vers die Leidenschaft, die Paulus für Christus hat, und die er gerne an die Gemeinde weitergeben möchte.
In Christus sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis verborgen. Das heißt für ihn: Wenn ihr euch mit Jesus beschäftigt und immer mehr von ihm erkennt, habt ihr alles, was ihr braucht. Ihr braucht nicht noch weiter nach irgendwelchen anderen Erkenntnisquellen zu suchen. Jesus ist genug! Er ist alles, was ihr braucht! Alles andere, was euch vielleicht faszinierend vorkommt, hat mit der wahren Erkenntnis nichts zu tun!
Auch uns lädt Jesus heute ein, immer mehr in seine Gegenwart einzutreten. Wir müssen eben nicht nur unbeteiligt und bruchstückhaft erkennen, sondern können in ihm die Wahrheit Gottes mehr und mehr begreifen. So sind wir auf eine spannende Entdeckungsreise eingeladen, die in der Ewigkeit zur Vollendung kommen wird.
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