Fotovers-Andacht: „So seid ihr also keine Fremden mehr, geduldete Ausländer, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und gehört zur Familie Gottes.“ (Epheser 2,19)

So seid ihr also keine Fremden mehr, geduldete Ausländer, sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und gehört zur Familie Gottes.

In diesem Vers geht um Juden- und Heidenchristen. Die Judenchristen hielten sich wohl für etwas Besseres und fühlten sich den Heidenchristen überlegen. Und auch Paulus ist der Meinung: Ja, es stimmt, dass Gott an euch Juden in besonderer Weise gehandelt hat.

Doch Tod und Auferstehung Jesu gelten eben nicht nur für die Juden, sondern auch für die Menschen anderer Völker. Gott bietet allen Menschen Versöhnung an. Die Trennung in ein „innen“ und „außen“, wie es auch die Kirchenmauer auf dem Foto symbolisiert, gibt es deshalb nicht mehr. Bevor Jesus als Mensch auf dieser Erde lebte, war die Sache klar: Entweder man gehörte zum auserwählten Volk Gottes – oder eben nicht. Das Heilsgeschehen galt damals vorrangig den Juden.

Die Menschen anderer Völker konnten an Israel lediglich sehen, wie Gott ist und wie er handelt. Sie konnten als „Fremde“ und „geduldete Ausländer“ daneben stehen, waren aber als Volk von den Verheißungen Gottes ausgeschlossen. Sie standen, im Bild gesprochen, außerhalb dieser Mauer. Vielleicht konnten sie das ein oder andere Mal einen Blick durch das Fenster riskieren – aber die Tatsache blieb bestehen, dass sie eigentlich nur Zuschauer waren.

Doch schon im Alten Testament gab es Ausnahmen. Durch den Glauben an Gott wurden auch die Menschen anderer Nationen von Gott gerettet. So gab es Menschen wie z.B. Rahab oder die Einwohner von Ninive, die durch den Glauben vor dem Gericht Gottes verschont wurden.

Und das, was sich hier schon andeutet, wird durch Jesus ganz deutlich. Denn durch ihn wurden die alten Gesetze erfüllt, wodurch wir von ihnen befreit sind. So gibt es diese Trennung nun nicht mehr. Jesus hat diese Mauer niedergerissen und allen Menschen den freien Zugang zu Gott möglich gemacht. Jeder Mensch, der sein Versöhnungsangebot annimmt, gehört zur Familie Gottes und ist „Mitbürger der Heiligen“.

Nun mag die Frage, ob man Juden- oder Heidenchrist ist, für uns eine untergeordnete Rolle spielen. Doch wenn man stattdessen die unterschiedlichen Denominationen und Glaubensrichtungen betrachtet, wird diese Frage erstaunlich aktuell. Denn wie schnell verurteilen wir andere und entscheiden zum Beispiel selbst, welche Art Gottesdienst zu feiern die einzig wahre ist, welche Lieder gesungen werden müssen und wie die Predigt zu sein hat. Die Kirchengeschichte ist leider voll von Spaltungen, die auf solche Äußerlichkeiten zurückzuführen sind.

Gerade deshalb finde ich diesen Vers unglaublich weitreichend und tiefgreifend. Denn man muss sich diese Aussage einmal auf der Zunge zergehen lassen: Wenn wir zu Jesus gehören, bedeutet das gleichzeitig, dass wir in die Familie Gottes aufgenommen werden. Wir sind als rechtmäßige Erben eingesetzt und gehören somit untrennbar zu Gott.

Der unbegreiflich große, heilige Gott möchte Gemeinschaft mit uns. Und zwar so eng und intensiv, dass dafür nur das Bild der engsten menschlichen Gemeinschaft, der Familie, in Frage kommt. Egal, wo wir geboren wurden, welchen gemeindlichen Hintergrund wir haben, und wie unsere finanzielle Situation aussieht: Wir sind eine Familie, gehören zusammen und brauchen einander.

Wenn wir diesen Gedanken im Blick behalten, werden unsere Gemeinden Orte sein, an denen man sich willkommen fühlt. Jeder kann sich mit seinen Gaben und seinen Fähigkeiten einbringen und so das Familienleben bereichern. Dann werden die Unterschiede nicht als Bedrohung empfunden, sondern jeder hat die Freiheit, die Gemeinde in seiner besonderen Art mitzugestalten. Darüber hinaus werden dieser Respekt und dieses Verständnis füreinander auch nach außen hin anziehend wirken.

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Ein kunstvoll gestaltetes Kirchenfenster mit Verzierungen aus Stein und Glasmosaiken.