Fotovers-Andacht: „Christus hat uns befreit; er will, dass wir jetzt auch frei bleiben. Steht also fest und lasst euch nicht wieder ins Sklavenjoch einspannen!“ (Galater 5,1)

Dieses Foto symbolisiert für mich Weite und Freiheit. Wer, so wie der Betrachter, erhöht auf einem Berg steht, für den können die unbedeutenden Kleinigkeiten, die einen im Alltag so oft gefangen nehmen, plötzlich belanglos werden. Der Horizont wird weit und man sieht aus diesem erhöhten Betrachtungswinkel Wege, die einem sonst verborgen sind. Man hat das Gefühl, alles im Griff zu haben.

Doch dieser Bibelvers klingt fast wie ein verzweifelter Appell. Denn die Gemeinde, an die dieser Vers gerichtet ist, stand in der Gefahr, sich diese Freiheit nehmen zu lassen und so, symbolisch gesprochen, wieder zurück ins Tal zu gehen. In der Gute Nachricht Bibel ist der Abschnitt, aus dem dieser Vers stammt, deshalb auch mit der Überschrift: „Lasst euch eure Freiheit nicht nehmen!“ überschrieben. Ein glühendes Plädoyer für die Freiheit und gegen das Gesetz, das in diesem Vers ja auch als „Sklavenjoch“ (Gal. 5,1, GNB) bezeichnet wird.

Paulus, der selbst streng gesetzesgläubig gewesen war und dafür geeifert hatte, das Gesetz auch bis ins letzte Detail zu erfüllen, hat bei seiner Bekehrung erfahren, was diese Freiheit vom Gesetz bedeutet. Er hat Jesus Christus als Befreier und Erlöser erlebt. Deswegen weiß er auch um die Gefahren, die der Gemeinde drohen, wenn sie sich auf diesen falschen Weg begibt. Umso eindringlicher möchte er deshalb warnen. Wer die Beschneidung als äußeres Zeichen für notwendig befindet, sagt sich von der bedingungslosen Liebe Gottes los und muss damit das ganze Gesetz halten.

So schreibt Paulus in Vers drei und vier: „Ich sage noch einmal mit Nachdruck jedem, der sich beschneiden lässt: Er verpflichtet sich damit, das ganze Gesetz zu befolgen. Wenn ihr wirklich vor Gott als gerecht bestehen wollt, indem ihr das Gesetz befolgt, habt ihr euch von Christus losgesagt und die Gnade vertan.“ (Gal. 5,3-4; GNB). Paulus sieht hier also nur zwei Möglichkeiten: Entweder, das Gesetz mit dem äußeren Zeichen der Beschneidung, oder die Gnade Gottes. Beides gleichzeitig zu wollen, das geht nicht.

Und Christus bietet uns diese Freiheit vom Gesetz an! Er möchte nicht, dass wir als Sklaven leben müssen und uns immer wieder abmühen, um dann letztendlich trotzdem zu scheitern! Aber heißt das dann, dass wir uns beruhigt zurücklehnen sollen, weil uns ja gar nichts mehr passieren kann? Wer so denkt, hat Paulus grundlegend missverstanden.

In Galater 1,13-14 erklärt er, wozu diese Freiheit vom Gesetz führen soll. Nämlich nicht dazu, nur selbstsüchtig und rücksichtslos die eigenen Wünsche zu erfüllen. Richtig verstandene Freiheit vom Gesetz führt zur Liebe, die dem anderen dienen möchte. Doch im Gegensatz zum Gesetz, das immer nur fordert und uns darauf hinweist, wie unvollkommen und schlecht wir sind, möchte uns die Gnade Gottes beschenken. Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Bescheidenheit und Selbstbeherrschung sind Früchte, die wir nicht verdienen und die wir uns auch nicht erarbeiten können. Allein durch die Gnade Gottes werden sie uns zuteil. (siehe Gal. 5,22)

In dem Wissen darum, wie sehr Gott uns beschenkt hat, sind wir dann auch aufgerufen, diese Geschenke weiterzugeben und unseren Mitmenschen positiv, wertschätzend und liebevoll zu begegnen. So kann eine positive Kettenreaktion entstehen, in der jeder dem anderen aus Liebe dient.

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