Fotovers-Andacht: „Das ganze Gesetz ist erfüllt, wenn dieses eine Gebot befolgt wird: ‚Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst’“ (Galater 5,14)

Die Gemeinden in Galatien, an die dieser Brief adressiert ist, scheinen vor einer Grundsatzentscheidung gestanden zu haben. Denn es hat wohl eine Gruppe gegeben, die folgende Meinung vertrat: Christsein, ohne sich gleichzeitig an die jüdischen Gesetze und Vorschriften zu halten, sei nicht möglich. Schließlich habe Gott ja selbst diese Gebote angeordnet!

Für diese Gruppe waren die Gebote des Alten Testamentes so wichtig, dass sie nicht einfach darüber hinweggehen wollten. Und Jesus sagt ja auch im Matthäusevangelium: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Weisungen der Propheten außer Kraft zu setzen. Ich bin nicht gekommen, um sie außer Kraft zu setzen, sondern um sie zu erfüllen und ihnen volle Geltung zu verschaffen.“ (Matthäus 5,17; GNB)

Die Gebote haben also durchaus ihre Bedeutung und sind durch Jesus nicht einfach außer Kraft gesetzt. Soweit kann ich der Argumentation dieser Gruppe folgen. Die Gesetze entsprechen dem Willen Gottes. Doch wer sich auf diesem Weg den Zugang zu Gott verdienen möchte, wird zwangsläufig scheitern. Glaube und Liebe sind die alles entscheidenden Aspekte. So kann Paulus im Römerbrief schreiben: „Wer liebt, fügt seinem Mitmenschen nichts Böses zu. Also wird durch die Liebe das ganze Gesetz erfüllt.“ (Römer 13,10; GNB)

Es geht also im Kern um den Glauben und die daraus resultierende Liebe zu Gott und zu meinen Mitmenschen. Diese Liebe muss ich nicht selbst aus mir hervorbringen. Sie ist eine Frucht, die durch Glauben wächst. Damit ist sie ein Geschenk Gottes. So schreibt Paulus im Römerbrief: „Seine Liebe ist ja in unsere Herzen ausgegossen durch den Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat.“ (Römer 5,5; GNB)

Diese Liebe kann in mir wachsen, wenn ich mir vor Augen führe, was Jesus für mich, aber auch für jeden anderen Menschen, getan hat. Seine sich hingebende und aufopferungsvolle Liebe hat uns den Zugang zu Gott möglich gemacht. Leiden, Sterben und Auferstehung Jesu ermöglichen uns ewiges Leben in der Gemeinschaft mit Gott. Damit hat Gott selbst das alles Entscheidende getan – und wir Menschen dürfen dieses Geschenk dankbar annehmen.

Doch was heißt das jetzt konkret? Welche Auswirkungen wird diese Tatsache auf mein Leben haben? Denn es geht nicht darum, buchstabengetreu irgendwelche Regeln einzuhalten und sich dadurch den Zugang zu Gott zu verdienen. Paulus erklärt: Der Glaube ist der Dreh- und Angelpunkt, an dem das ganze Gesetz hängt. Dabei gehören der Glaube und die Liebe zu Gott und die Liebe zu meinen Mitmenschen zusammen. Denn wenn ich meinen Mitmenschen als wertvolles, geliebtes und von Gott geschaffenes Unikat begreife, verändert das die Basis für unser Miteinander.

Dann können wir streiten, unterschiedlicher Meinung sein und trotzdem Dinge lösungsorientiert durchdiskutieren. Denn Probleme und Schwierigkeiten werden dadurch nicht unter den Teppich gekehrt oder ignoriert. Trotz aller Unterschiedlichkeit bleibt das Miteinander dann von Liebe und Respekt geprägt.

Paulus führt diesen Gedanken dann noch weiter aus. In Vers 15 schreibt er voll bissiger Ironie: „Wenn ihr einander wie wilde Tiere kratzt und beißt, dann passt nur auf, dass ihr euch nicht gegenseitig verschlingt!“ (GNB) Vielleicht sind wir nicht immer kurz davor uns gegenseitig zu verschlingen, aber unterschiedliche Meinungen und Lebensauffassungen sind allgegenwärtig. Und trotzdem kann die Liebe Christi auch und gerade in solchen Verschiedenheiten unser Zusammenleben prägen.

Das wird auch durch das Foto illustriert: Die Ziege und die Katze sind vollkommen unterschiedliche Tiere und leben entsprechend verschieden. Trotzdem stehen sie auf dem Foto harmonisch beieinander. In ähnlicher Art und Weise kann die Liebe Christi dazu führen, dass wir, trotz aller Unterschiedlichkeit, immer wieder voneinander lernen können und uns gegenseitig mit Liebe begegnen.

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