Fotovers-Andacht: „Wer traurig ist, lasse sich nicht von seiner Trauer gefangen nehmen, und wer fröhlich ist, nicht von seiner Freude. Kauft ein, als ob ihr das Gekaufte nicht behalten würdet.“ (1. Korinther 7,30)

Was haben Trauer und Freude gemeinsam? Beides sind Gefühle, die sehr vereinnahmend sein können. Gerade wer zutiefst trauert oder sich über alle Maßen freut, kann das nachvollziehen. Diese starken Emotionen tendieren dazu, alles andere zu überlagern. Nichts sonst scheint mehr wichtig zu sein. An frisch verliebten Paaren kann man das zum Beispiel gut beobachten. Aber auch die Trauer kann das Leben absolut bestimmen. Daneben scheint nichts mehr Platz zu haben. Freude oder Trauer können so zum alles bestimmenden Thema werden.

Paulus bestreitet hier nicht, dass wir Freude und auch Trauer erleben werden. Es ist legitim, sich zu freuen – und auch zu trauern. Aber die Korinther sollen sich davon nicht so vereinnahmen lassen, dass sie den Blick auf das Wesentliche verlieren.

Doch was sieht Paulus als das Wesentliche an? Wenn man in Betracht zieht, was Paulus in diesem Kapitel sonst noch schreibt, wird deutlich: Er ist davon überzeugt, dass das Ende dieser Welt bald kommen wird. So schreibt er zum Beispiel: „Die Tage dieser Welt sind gezählt.“ (1.Kor. 7,12; GNB) Vor diesem Hintergrund muss alles andere an Bedeutung verlieren. Entscheidend ist einzig und allein die Beziehung zu Jesus. Das ist für Paulus das Wesentliche. Alles andere sollte sich dem unterordnen.

Ihm ist klar, dass Schweres auf die Menschen zukommen wird, die sich zu Jesus bekennen. Daraus macht er in den Versen zuvor auch keinen Hehl (z.B. 1.Kor 7,26). Doch umso wichtiger ist es, der Beziehung zu Jesus alleroberste Priorität einzuräumen und sich den Blick auf ihn nicht verstellen zu lassen. Nicht einmal durch Freude oder Trauer.

So schreibt Werner de Boor in seinem Kommentar: „Gerade darum weiß er auch, wie in diesem Warten und in den unvermeidbaren Leiden um Jesu willen alle diese Dinge wie Freude und Leid, Kauf und Erwerb, auch Ehe und menschliche Verbundenheit ihre Bedeutung verlieren, die sie für den natürlichen Menschen haben.“ (Wuppertaler Studienbibel, NT 3, 1973, R. Brockhaus Verlag, Wuppertal, S.135-136)

Trauer, Freude oder auch Besitz – all das ist notwendig und wird hier von Paulus auch nicht grundsätzlich kritisiert. Er spricht auch nicht von Weltflucht oder einem passiven Abwarten. Doch in der ganzen Lebensführung sollte der Fokus auf dem einen wirklich Wesentlichen bleiben: Der Beziehung zu Jesus. Daran will Paulus die Korinther erinnern. Und darüber hinaus kann dieser Vers auch mich dazu bringen, die richtigen Prioritäten zu setzen.

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