Fotovers-Andacht: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden.“ (Lukas 24,5-6)

Um diesen Vers in seiner ganzen Tiefe zu verstehen, sollte man sich die Situation bewusst machen, in die er gesprochen wurde. Die Geschehnisse des Karfreitags sind den Frauen mit Sicherheit noch vor Augen. Die Frauen mussten miterleben, wie Jesus gefoltert und schließlich gekreuzigt wurde. Machtlos mussten sie mit ansehen, wie ihr Herr zum Tode verurteilt wurde. Ihre Hoffnung ist wohl auf einem Tiefpunkt. Dennoch machten sie sich am Tag danach auf, um Jesus die letzte Ehre zu erweisen. Nachdem der Sabbat endlich vorbei war, machten sie sich so bald wie möglich auf und kamen zum Grab.

Zuvor haben sie die Zeit genutzt um wohlriechende Öle beschaffen. Vielleicht war das auch ein Weg ihre Trauer und Mutlosigkeit zumindest ein Stück weit zu verarbeiten. Immerhin konnten sie auf diese Weise etwas tun. Ich kann mir vorstellen, dass sie sich auch an vieles erinnert haben, was Jesus ihnen erklärt hat. Aber jetzt? Ist alles aus? Wie kann es weitergehen, nachdem er tot ist? Viele Fragen – und nur wenige Antworten. Außerdem sind da noch die ganz praktischen Überlegungen: Wie bekommen sie den Stein, der das Grab verschließt, zur Seite? Hoffentlich werden sie nicht von irgendwem aufgehalten! Und was passiert, wenn irgendjemand fragt, wo sie hin möchten? Doch der Wunsch, Jesus noch einmal zu sehen ist für sie so wichtig, dass sie sich so bald der Sabbat vorbei war aufmachten und dabei auch das Risiko in Kauf namen, unangenehme Fragen gestellt zu bekommen.

Die Rechnung geht zumindest soweit auf, dass sie ohne Zwischenfälle am Grab ankommen. Doch da erwartet sie die erste Überraschung: Der große Stein, um den sie sich zuvor wohl noch Gedanken gemacht haben, ist weg! Ängstlich und wahrscheinlich auch neugierig gehen sie in die Grabhöhle. Und tatsächlich: Das Grab ist leer! Sie finden keinen Leichnam!

Dafür passiert hier wieder etwas, womit sie nicht gerechnet haben: Plötzlich stehen da zwei Männer in strahlend weißen Kleidern. Diese Männer sprechen die Frauen an. Fast ein wenig vorwurfsvoll fragen sie, warum die Frauen denn den Lebenden bei den Toten suchen. Und wie zur Erklärung fügt er noch hinzu: Jesus hat euch doch gesagt, dass er gekreuzigt werden muss. Aber vergesst nicht: Er hat auch gesagt, dass er auferstehen wird.

Dass die Frauen diese Aussage zunächst nicht glauben können, ist für mich mehr als verständlich! Wenn es etwas gibt, das sicher ist, dann ja wohl der Tod, oder? An dieser Stelle möchte ich diesen Bericht auch auf mich beziehen: Ja, ich bin davon überzeugt, dass Jesus auferstanden ist – doch wie oft verhalte ich mich so, als wäre er noch tot? Ich rechne gar nicht damit, dass er wirklich eingreift – obwohl er alle Macht dazu hat.

Deshalb kann dieser Bericht auch für mich eine Ermutigung sein: Selbst wenn die Frauen bei Weitem nicht alles verstanden haben – sie laufen zurück und erzählen einfach, was da gerade passiert ist. Und zumindest Petrus überzeugen sie so weit, dass er selbst nachsehen möchte, was an dem Bericht der Frauen dran ist. So kann ich von dieser Erzählung darin bestärkt werden, mir immer wieder neu bewusst zu machen, was wir an Ostern feiern. Jesus lebt! Er ist auferstanden und hat heute dieselbe Macht wie damals!

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